Es begann mit einer Ausgabe der Runner’s World im Spätsommer. Thomas und Claudia Kühnen, sehr guten Freunden von uns, gefiel der Bericht vom Ameland ADVENTure Run –
Die Ferienwohnung erwies sich als gut ausgewählt, man konnte die Lautsprecheransagen von dort hören und war in gut 5 Minuten am Start und Ziel auf der Hauptstraße des
Start des 10 km-Laufes – dann waren wir dran. Das Feld war bereits voll wie bei einem Stadtmarathon. Wir kletterten über die Absperrgitter, dann ertönte schon der Startschuss. Es war trocken, wir hofften, dass es so bliebe. Zu Beginn herrschte tolle Stimmung, schnell waren wir aus Nes hinaus und bogen in einen Wald ein. Hier zeigte sich bereits, dass der Name „Adventure“ Run auch so verstanden werden konnte. Ein schlammiger Weg, nur durch Tannennadeln in gewisser Weise seine Konsistenz haltend, der zudem nur hinauf und hinunter führte. Dazu enge Kurven, eben alles – nur nicht geradeaus. Dann ging es raus aus dem Wald – und schon war der Strand in Sicht. Aber davor hatten die Holländer zuerst mal die Dünen gesetzt!
Der Wind kam dankenswerterweise zunächst von hinten. Aber es lief gut, eine Pace zwischen 5:30 und 5:40. Wir quatschten locker – hoffentlich konnten wir das Tempo halten. Schnell war Km 5 und der erste Verpflegungspunkt erreicht. Eine Strandbude am Strandabschnitt von Nes – serviert wurde das angewärmte Iso-Getränk in „Bier-Metern“, jenen Holz-Konstrukten, die von örtlichen Schützenzelten allseits bekannt sein dürften. Was stellen die auch den Verpflegungstisch so weit weg – natürlich, das Wasser kam näher. Die Flut war scheinbar nicht ganz am Ende. „Achtung, Wasser!“ Und alle Läufer beschreiben einen rasanten Rechtsbogen.
Vor uns Strand bis zum Horizont, neben uns die graue See, die in schäumender Gischt der brechenden Wellen immer mehr Strand verschlang. Und wir inmitten eines endlosen Lindwurms von Läuferinnen und Läufern. Wir sahen bereits die Läufer wieder über den Dünenkamm abbiegen. Schon hatten wir fast 10 km hinter uns. Der Weg durch den Sand auf die Düne verlangte kurz alle Kraft der Waden, dann ging es hinunter über einen geschotterten Fahrradweg in die Dünenlandschaft im Osten Amelands. Hier blies der Wind erstmals von vorne und gab einen kleinen Vorgeschmack, was später am Deich auf der Wattenmeerseite der Insel folgen sollte.
Wir bogen aus der extrem hügeligen Dünenlandschaft endlich auf einen geraden Feldweg, der geradewegs zwischen Kuhweiden auf den Deich im Südosten der Insel zulief. Michael mahnt mehrfach, das Tempo nicht zu sehr zu forcieren. Dann ein tolles Bild – die Kette der Läufer vor einem mit grauen Wolkenfetzen und Sonnenstrahlen dramatisch inszenierten Hintergrund auf der fernen Deichkrone. Den Kühen rechts und links unseres Weges waren wir egal, auf meine Animationsversuche reagierten diese in keinster Weise. Schade!
Auf dem Deich angelangt, ging es endgültig zurück Richtung Nes. Fast 14 km geschafft, noch ein Drittel. Aber das schwierigste! Der Wind bläst unbarmherzig von schräg vorne. Die Ermüdung setzt ein. Und die Strecke am Deich erscheint endlos. Nun geht es hinter den Deich hinunter, weniger Wind bläst hier aber auch nicht. Und bedrohlich schwarze Wolken ziehen sich über Nes zusammen. Noch ein Verpflegungsstand, km 15. Wieder das angewärmte Iso-Getränk, Obst. Weiter geht es. Das Ende des Deiches ist in Sicht, es geht hinauf, rechts ab sofort wieder hinunter in Richtung der Ortschaft Buren. Auf der Deichkrone fängt es an zu hageln. Super, 4 km vor dem Ende muss das nicht mehr sein!
In Buren herrscht gute Stimmung, das Publikum feuert die Läufer trotz des Hagels begeistert an. Der wird auch schon wieder weniger, die fünf Minuten konnte man überleben! Noch drei Kilometer. Vor Nes gibt es einen See, da müssen wir noch herum. Hier steht ein „Spaßbad“ aus den späten 80er Jahren und verrottet. Wo einst Glasscheiben unter den Kuppeln den Blick auf tobende Kinder freigaben, sind Spanplatten eingezogen. Und die Wasserrutsche vom Turm mit den eingeworfenen Scheiben ist blind vor Grünalgen. Und das Gras wächst hoch im Eingangsbereich – stummer Zeuge eines gescheiterten Freizeitprojektes. Unser Freizeitprojekt ist alles andere als gescheitert. Wir biegen auf die Hauptstraße von Nes, es wird eng zwischen den Absperrgittern. Schon zu Ende! Zum Endspurt ist es zu eng. Angelika ruft uns zu und fotografiert, schon sind wir da! 1:54:02 Netto – leider wird die Wertung nach Bruttozeit sortiert.
Es hat uns allen aber riesigen Spaß gemacht, die Laufbegeisterung der Niederländer ist enorm. Tolle Organisation, ein tolles Finisher-Shirt und eine wunderschöne Insel, die wir am Sonntag noch in aller Ruhe zu Fuß erwandert haben, bevor wir am Montag wieder die Fähre heimwärts nehmen mussten. Aber warum nicht eine neue Adventstradition begründen?